Unser Weinangebot
vorzubeugen, also durch Variationen in der Erzeugung immer wieder die Bedingungen auszuloten, die den Charakter unserer Weine ausmachen. Maischekontakt mit der verbundenen Mazeration und Extraktion von Inhaltsstoffen ist ein Mittel, die Komplexität, Struktur und Dichte des Weines zu steigern. Frucht, Finesse, Filigranität gehen dabei jedoch zurück, der Anteil von Bitterstoffen nimmt naturgemäß zu. Wenn ich meine Weinbeschreibungen lese, merke ich, dass guter Riesling für mich einen Spannungsbogen erzeugt zwischen Eigen-schaften, die sich im Grunde widersprechen, aber bei gelungener Balance harmonisch zusammenklingen.
Dabei gibt es (vermutlich) nicht die eine perfekte „Komposition", sondern auch abhängig vom persönlichen Geschmack multiple sensor-ische Schnittpunkte.
Es ist letztendlich wieder ein Spiel mit unendlich vielen Variablen und der Winzer hält, bei aller Liebe, nur einen kleinen Teil der Fäden in seinen Händen. Wie ist Ihre Meinung zur Ohlenberg Riesling Spätlese halbtrocken, die beispielhaft für mehr Festigkeit in der Struktur in diesem Jahrgang genannt werden könnte? Ein sensorisch sehr begabter Freund lobte insbesondere die Frucht dieses Weines – da scheint mir dann der Bogen noch nicht überspannt zu sein. Viel Vergnügen beim Verkosten!
Den Fokus unserer Arbeit bildet die Erzeugung von ebenso filigranen
wie komplexen Weinen mit reicher Frucht, feiner Würze und tief-gründiger Mineralität.
Im Allgemeinen betone ich die Bedeutung der Aspekte der Wein-erzeugung, die vom Winzer nicht oder nur bedingt beeinflusst werden können. Oben habe ich beispielsweise die Wirren der Jahreswitterung hervorgehoben.
Natürlich trifft der Winzer selbst hunderte Entscheidungen, die Einfluss auf den Charakter des Weines nehmen, er ist darin einerseits frei und doch eingebettet in den kulturellen Kontext. Dieses Jahr war es während der Ernte zum Teil sehr kalt. Ideale Bedingungen für längere Maischestandzeiten, die ich nutzen wollte für einige Versuche. So habe ich einige Partien Riesling entrappt und auch längere Stand-zeiten bis zu 14 Stunden durchgeführt. Es ist unwahrscheinlich, dass ich dabei nicht von den önologischen Trends in der Branche – etwa auch ansatzweise von der Orange Wine/Natural Wine Diskussion – beeinflusst wurde. So wird man wohl unvermeidlich Teil geschmack-licher Moden. Allerdings: Auch wenn wir generell die Kontinuität kulturell tradierter Geschmacksbilder und -werte zu bewahren suchen, die uns in der Vergangenheit die natürlichen Potentiale am besten zu repräsentieren schienen, ist es andererseits notwendig, einer Erstarrung